Content Marketing 2026: Warum kuratorische Intelligenz zur Kernkompetenz wird
Content Marketing 2026 setzt auf kuratorische Intelligenz statt Masse. Erfahren Sie, wie Sie mit strategischem Weglassen, KI-Tools und Thought Leadership Ihre B2B Content Marketing Strategie zukunftssicher machen.
Wie viele neue KI-Tools haben Sie diese Woche getestet? Und auf wie vielen Plattformen sind Sie „jetzt auch" aktiv? 2025 war das Jahr des Hortens im Content Marketing. Viele haben hinzugefügt, optimiert, skaliert und automatisiert. Doch Masse ist keine Strategie. Unsere These: Content Marketing 2026 wird das Jahr des strategischen Weglassens. Nennen wir es „Kuratorische Intelligenz". Hier ist der Plan, wie Sie die Kontrolle zurückgewinnen können.
Die Apple-Lektion von 1997: Weniger ist mehr
Es ist das Jahr 1997. Apple steht kurz vor der Insolvenz. Nicht unbedingt, weil keine tollen neuen Produkte in der Pipeline sind. Sondern umgekehrt. Steve Jobs kehrt zurück in das Unternehmen, das er mitgegründet hatte, und findet fast zu viel an Produkten vor: Viele verschiedene Desktop-Computer, diverse Laptops, Drucker, Peripheriegeräte – Modelle, die niemand mehr überblicken kann. Eine Freundin fragt Jobs, welchen Apple-Computer sie kaufen soll. Er kann ihr keine klare Antwort geben.
Was macht Jobs? Er lässt einen Großteil der ursprünglichen Produktpalette verschwinden.
Inzwischen gibt es von Apple immer noch „one more thing", aber das ergibt aus Konsumentensicht jedenfalls Sinn.
Das Ergebnis von damals: Apple überlebt. Und wird zu einem der wertvollsten Unternehmen der Welt.
Viel ist nicht das Gegenteil von schlecht
Zeitsprung ins Jahr 2025. Im Content Marketing haben wir ungefähr das exakte Gegenteil gemacht: Wir haben hinzugefügt. Gehortet wie Eichhörnchen vor einem langen Winter. Neue KI-Tools im Content Marketing (täglich fünf!), neue Plattformen (Bluesky! Threads! Ach, und LinkedIn funktioniert jetzt auch irgendwie anders!), neue Findemaschinen, neue Regulierungen (Hallo, EU AI Act!), neue Formate, neue Möglichkeiten.
Alles richtig. Alles relevant. Alles gleichzeitig erschöpfend. Und vor allem: Alles irgendwie zu viel.
Content Marketing 2026 könnte das Jahr werden, in dem wir wieder lernen müssen, wegzulassen. Nicht aus Resignation oder Faulheit, sondern aus strategischer Überzeugung.
Unsere These: Kuratorische Intelligenz wird zur entscheidenden Kernkompetenz im Content Marketing.
Was Kurator:innen besser können als Sammler:innen
Ein Sammler hortet. Ein Kurator wählt aus. Das ist ein fundamentaler Unterschied: Der Sammler misst seinen Erfolg an der Menge („Schau mal, Accounts auf sieben Plattformen!"), der Kurator an der Bedeutung.
Steve Jobs verstand das intuitiv und einige andere nach ihm auch. "People think focus means saying yes to the thing you've got to focus on," sagte Jobs später. "But that's not what it means at all. It means saying no to the hundred other good ideas."
Im Content Marketing haben wir uns 2025 vielleicht wie manische Sammler verhalten. Am besten überall sein, jeden Trend mitnehmen, jedes KI-Tool testen. Das Ergebnis? Eine ziemlich zerfaserte Marketing-Landschaft: Unübersichtlich, verwässert und strategisch orientierungslos. Wir produzieren Content, weil wir Content produzieren können. Und dank KI auch noch recht mühelos.
Kuratorische Intelligenz bedeutet nicht automatisch weniger Ambition. Sie bedeutet aber interessegeleitete, präzise Ambition.
Vier Dimensionen kuratorischer Intelligenz für Ihre Content Marketing Strategie 2026
Lassen Sie uns konkreter werden. Kuratorische Intelligenz lässt sich auf mehreren Ebenen anwenden. Und wir behaupten: Jede davon wird für Ihre B2B Content Marketing Strategie 2026 jedenfalls etwas wichtiger.
1. Plattform-Strategie statt digitaler Omnipräsenz
Die Fragmentierung der Social-Media-Landschaft ist nicht temporär, sie ist die neue Normalität. Twitter/X hat sich zum teilweise recht schlammigen Schlachtfeld entwickelt, Bluesky zum Wohlfühl-Refugium der Geflüchteten (viele süße Hunde!), Threads zur Instagram-Verlängerung für Menschen (viele Gedanken zu tollen Erlebnissen), die gerne lesen (aber nicht zu viel), LinkedIn zum letzten verbliebenen Ort einigermaßen zivilisierter Business-Diskurse (meistens zumindest).
Plattformen funktionieren mittlerweile auch als Distinktionsmerkmale. "Sagen Sie uns, auf welchen Social Media-Plattformen Sie sich bewegen und wir sagen Ihnen, wer Sie sind". Die Frage lautet nicht mehr nur "Wo finden wir unsere Zielgruppe?", sondern auch: "Wo wollen wir, dass unsere Marke erscheint, und in welcher Gesellschaft?" Denn das Problem bei allen Social Media-Plattformen kennen Sie: Sie können sich die Nachbarschaft eher nicht aussuchen und wenn Sie Pech haben, wie etwa bei X, finden Sie sich im medialen Mordor wieder.
Jede Plattform ist also auch ein Statement. Die Anwesenheit wird schon alleine zur Positionierung. Kuratorische Intelligenz bedeutet hier: Nicht überall ein bisschen rumtanzen, sondern dort, wo es strategisch Sinn ergibt, mit voller Konsequenz auftreten.
2. Human in Command: Der Differentiator im KI-Zeitalter
2025 war das Jahr, in dem uns die KI-Tool-Anbieter vermittelten, dass ihre Lösungen auch alle unsere Content-Probleme lösen. Spoiler: Tun sie nicht. Sie lösen erst einmal vor allem das Problem der Tool-Anbieter, Geld verdienen zu müssen. Nicht, weil die Tools schlecht wären, sondern weil – wie KI-Vordenker Jaron Lanier es einmal so schön trocken formuliert – "das alles eine Form von Statistik mit großen Mengen von Daten" ist.
Die gleichförmige Einöde statistischer Vorhersehbarkeit produziert garantiert Content, der nicht auffällt. Wenn er nicht zumindest menschliche Regie, menschliche Veredelung, menschlichen Humor erfährt.
Das heißt nicht, dass Sie KI im Content Marketing nicht nutzen sollten. Aber es heißt auch, dass Sie bei deren Nutzung immer Ihren Platz auf dem virtuellen Regiesessel behaupten müssen. Und ein guter Regisseur oder eine gute Regisseurin arbeitet nicht nur später im Schnittraum, sondern davor bei jedem einzelnen Take. Und er oder sie hat eine Vorstellung davon, wie sich die einzelnen Szenen aneinanderfügen für ein gutes Kino-Erlebnis des Publikums.
Also: Werkzeuge kuratieren, nicht sammeln. Lassen Sie sich nicht von jedem neuen "Gamechanger"-Tool verführen, sondern entscheiden Sie, welches Tool welche spezifische Aufgabe erfüllt und welche Aufgaben grundsätzlich menschlich bleiben sollen: Wegen der Wirksamkeit, wegen der Ethik, wegen des zu erwartenden Hebels.
3. Thought Leadership und Content-Archäologie: Zwei Funktionen, ein Ziel
Während KI-Findemaschinen wie Perplexity wachsen und GEO (Generative Engine Optimization) an Bedeutung gewinnt, verändert sich, was diese Systeme "finden". Sie lieben gut strukturierten Content. Inhalte mit klaren Antworten auf spezifische Fragen gewinnen an Wert.
Da brauchen Sie wiederum strategische Gelassenheit: Das bedeutet nämlich nicht, dass Thought Leadership Content unwichtiger wird. Im Gegenteil. Menschliche Perspektive – Ihre Einordnung, Ihre Haltung, Ihre Erfahrung, ja, auch Ihre Ironie – wird zum entscheidenden Faktor. Thought Leadership ist die Dimension, die keine KI replizieren kann, weil sie authentische menschliche Erfahrung voraussetzt (und KI hat nun mal selten Liebeskummer oder Wut auf den Verkehrsstau).
Die Kunst liegt vielmehr darin, beide Funktionen zu nutzen:
➡️ Thought Leadership für Positionierung, Perspektive und die menschliche Verbindung.
➡️ Strukturierter Content für Auffindbarkeit und konkrete Antworten.
Und drittens:
Content-Archäologie, um Bestehendes intelligent zu reaktivieren (statt ständig das Rad neu zu erfinden).
Produzieren Sie nicht ständig neu wie am Fließband, sondern aktivieren Sie bestehenden Content klug und optimieren Sie ihn für verschiedene Zwecke – das wird 2026 sicherlich bedeutender. Der ROI liegt auch zunehmend darin, aus bestehendem Material neuen Wert zu schaffen. Content Repurposing entwickelt sich zum strategischen Asset und bedeutet gleichzeitig nicht mehr nur, aus einem Blogbeitrag ein LinkedIn-Posting zu backen, sondern auch die Fähigkeit zu haben, ein Thema konsequent weiterzuentwickeln für andere Plattformen.
4. Die Kernkompetenz-Frage: Was machen wir besser als andere?
Bei KI lockt die Versuchung, auch selbst alles entwickeln zu wollen, sich also in ein Terrain zu begeben, in dem man eigentlich nicht zuhause ist. Vom Content zum Code. Bis zu einem gewissen Grad kann das sinnvoll sein, aber Sie müssen sehr darauf achten, dass Ihre Lernkurve nicht wesentlich flacher verläuft als die technologische Entwicklung. Und diese Gefahr droht bei einer auf Dauer-Disruption gebürsteten Technologie wie KI doch ziemlich stark.
Die entscheidende Frage stellen Sie sich am besten so: Nicht "Was können wir alles?", sondern "Was machen wir besser als andere?" Und: "Mit wem arbeiten wir für den Rest?" Es funktioniert ähnlich wie bei Inhalten. Da sollten Sie ja auch den Sweet Spot finden.
Content Marketing Strategie vom Technologie-Anbieter?
Wir halten die Angst vor der vollständigen Kannibalisierung menschlicher Tätigkeit durch reine Technologie für teilweise überzogen: Wer seine Content Marketing Strategie vollständig an einen Technologieanbieter, an eine Plattform, ein Tool, auslagert und meint, damit menschliches Know-how und die menschliche Fähigkeit zur Entdeckung von Nuancen umgehen zu können, der meint wahrscheinlich auch, seine Semmeln vom Landmaschinen-Hersteller beziehen zu können.
Wer unser Agentur-Portfolio verfolgt, mag nun einwenden, dass dieses in diesem Jahr angewachsen ist.
Kuratorische Intelligenz besteht in dem Fall darin, dass wir bei jedem neuen Produkt für uns selbst die Frage beantworten, ob unsere Kernkompetenz überhaupt gebraucht wird und ob diese genügend Klebe-Fläche zu den Kompetenzen des Partners bietet. Das tun wir ehrlich und sehr selbstkritisch.
Und unsere Kernkompetenz liegt weder im Coden noch in der ethischen Vermessung des Themas KI.
Aber an all das schmiegt sich unsere DNA und folgt der gleichen Logik und dem gleichen Anspruch: (B2B-)Inhalte sicher und idealerweise mit entsprechendem journalistischem Gespür durch die gesamte Wertschöpfungskette zu schleusen: Von der Strategie über die Produktion (mit oder ohne KI) bis zum Betriebssystem, dem Newsroom. Für den komplementären Teil haben wir großartige Partner.
JOMO statt FOMO: Joy of Missing Out im Content Marketing
Kuratorische Intelligenz könnte, wir behaupten das mal, die neue Kernkompetenz im Content Marketing sein. Sie ist das Gegenteil von FOMO (Fear of Missing Out). Sie ist eigentlich JOMO (Joy of Missing Out). Sie ist die Kunst, bewusst zu verzichten, um das, was bleibt, perfekt zu machen. Joy of Missing Out ist manchmal auch kein schlechtes Rezept für Content Marketing Strategien 2026. Aber das nur nebenbei.
Und im Geiste dieser neuen Disziplin üben wir uns jetzt sofort in radikaler Selbstbeschränkung: Wir hätten nämlich noch drei weitere Absätze dazu im Kopf gehabt. Die haben wir gerade gelöscht. Fühlt sich jetzt schon besser an.
Die wichtigsten Content Marketing Trends 2026 auf einen Blick:
✅ Strategisches Weglassen statt blindes Hinzufügen
✅ Kuratorische Intelligenz als neue Kernkompetenz
✅ Human in Command bei allen KI-Tools im Content Marketing
✅ Thought Leadership kombiniert mit strukturiertem Content
✅ Content Repurposing und Content-Archäologie für besseren ROI
✅ Klare Plattform-Strategie statt digitaler Omnipräsenz
✅ GEO-Optimierung für KI-gestützte Suchmaschinen
Sie möchten Ihre B2B Content Marketing Strategie für 2026 schärfen? Wir unterstützen Sie dabei, die richtigen Prioritäten zu setzen und kuratorische Intelligenz in Ihrer Content-Strategie zu verankern.
